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Nówfrago *****live
25. Januar 2020 um 21:00 bis 23:30

// Showtime 21:00//
nówfrago – Now In Common (Albuminfo)
`We are much more than just consumers. We are humans!
We all have emotional, social and common needs and powers in us. We all share time, things and knowledge, care for others, need recognition and want a future for all living beings on our planet.`
Ja, wir reden hier über Musik. Für einmal aber nicht über Punk oder Rap, sondern über…Pop (im weitesten Sinn). Dazu aber später mehr.
Mit seinem neuen Album `Now In Common` gelingt dem Berner Musiker Matthias Gunsch aka nówfrago gleich mehrere musikalische Spagate. Da klingen die guten the Notwist an, da gibt es schrägen Pop eines frühen Beck oder pompös-klassische Ansätze von Bands wie den Flaming Lips. Hinter einer Ecke lugen The National hervor und die Arrangements erinnern in ihrer Vielfalt an Patrick Watson oder wie im Schlusslied (`Fredens Ni Liver`) gar an zeitgenössischen nordischen Jazz. Und so unterschiedlich dies tönen mag, gemein ist allen Songs das Treibende und Hymnische. Dank einer cineastischen Tiefe, der melancholischen Grundstimmung und einer friedlich wirkenden Ruhe präsentieren die neun Songs des zweiten Albums nówfragos sich wie aus einem Guss.
Das Piano ist bei allen Songs treibende Kraft, bleibt patternartig und meist stoischreduziert, während die Posaune lässigt bis euphorisiert und das Cello Farb- und Stimmungstupfer einstreut. Im Hintergrund dosieren Bass und Drums die Dynamik souverän und verharren an manchen Stellen statisch oder treiben den Song bis zum pompösen Ende. Grossartig, wie beispielsweise `This Is How I Feel` die Klangfarben changiert, sich aufbaut und schliesslich bombastisch endet. Abgeschmeckt wird der Gesamtsound von einer wunderbar verspielten Palette an Sounds, an Collagen von eigenen Klangaufnahmen und Samples. Im Gegensatz zu anderen zeitgenössischen Produktionen versprüht die Musik trotz oft elektronischem Charakter organische Nähe und Wärme.
Darüber dehnt der Gesang von Matthias Gunsch sich von entspannter Beiläufigkeit bis zu dringlicher Erzählung. Und er weiss etwas zu erzählen: Während das erste Album durchsetzt war von Introspektion und der Auseinandersetzung mit Wunden, Niederlagen und dem Umgang mit eigenen Unsicherheiten sind die Texte des neuen Albums konkreter und politischer. Zum Glück bleibt aber die poetische und assoziativ farbige Sprache erhalten. So tönt es auf `On Common Ground` dann beispielsweise so: Confused by this craze, no glimpse of a reason, escape from the race. We need a new deal. Und nicht nur die Sprache hat sich entwickelt, auch die Stimme wirkt reifer und variabler.
Die stilistische Breite, die Detailverliebtheit sowie die kühne Instrumentierung bringen erneut nówfragos genuinen Stil zur Geltung. Das Album versprüht ungekünstelten Optimismus und kommt doch in einem melancholisch klingenden Kleid daher. nówfrago schafft es, Welten zu schaffen, die intellektuelle Tiefe haben, aber dennoch verspielt wirken. Und oft weiss man als Zuhörer*in nicht so recht, ob jetzt eher Weinen oder Lachen angebracht wäre. So ist die Welt und das Leben.
So ist die Musik von nówfrago.
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