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Streik*Café mit Veronika Kracher: INCELS. Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults
29. September 2021 um 18:00 bis 21:00

*** STREIK-CAFÈ MIT VERONIKA KRACHER ***
Incels – Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults
– Digitales Streikcafé mit Input und Diskussion
– Organisiert vom Frauen*Streikkomitee und Catcalling of Augsburg
– Gefördert von der Bewegungsstiftung
– Open for all genders
Den Link zur BigBlueButton-Veranstaltung bekommt ihr mit einer kurzen Nachricht hier auf Facebook, auf Instagram oder per Mail an frauenstreikaux@riseup.net
Was ist eine „Stacy“? Und ein „Chad“? Was bedeuten Begriffe wie „Roastie“, „blackpill“, „Wristcel“, „looksmaxing“ und „Femoid“?
Es handelt sich hier um den Code der sogenannten Incel-Subkultur, ein misogyner Online-Todeskult, der seit 2018 in den Blick der Öffentlichkeit geraten ist „Incel“ ist die Kurzform für „Involuntary Celibate“- unfreiwillig im Zölibat lebende. Denn dieses jedoch nur scheinbar unfreiwillige Zölibat konstituiert die komplette Identität dieser frustrierten jungen Männer. Im April 2018 fuhr der Kanadier Alek Minassian mit dem Auto in eine Menschenmenge, um Rache dafür zu nehmen, dass er immer noch keinen Sex gehabt hatte. Sein Vorbild war Elliot Rodger, Held der Incels, der 2014 sechs Menschen tötete, 13 weitere verletzte, und ein über hundert Seiten langes Schreiben hinterließ, das zum Manifest der Incel-Bewegung wurde.
Frauen würden einem Sex schulden, und müssen dafür bestraft werden, dass sie diesen verweigern, so der Tenor. Dass Frauenhass, Antisemitismus, Rassismus und die selbstgefällige Anspruchshaltung, man hätte allein seines Geschlechts wegen schon Sex verdient, Schuld daran tragen, dass die sich in der Alt-Right verortenden Incels in der Partnerinnenwahl versagen, wird vehement geleugnet. Denn so wie man Frauen hasst, hasst man als Incel auch sich selbst. Sie hängen der unter dem Namen „Blackpill“ zusammengefassten fatalistischen Ideologie an, sie seien aufgrund der eigenen Hässlichkeit ohnehin determiniert, für immer ein Dasein als ungeliebter Einzelgänger zu fristen. Frauen seien schließlich alles oberflächliche Schlampen, denen nur sogenannte „Chads“ genügen; attraktive Männer, deren Darstellung kaum etwas anderes ist als eine Karikatur von Hypermaskulinität.
Ventil für den eigenen Frust scheint das Internet. In Foren tauscht man sich mit gleichgesinnten über die Verkommenheit von als „Femoids“ dehumanisierten Frauen aus, ergießt sich in Vergewaltigungs- und Mordfantasien, und bestätigt sich gegenseitig, dass man Abschaum sei, denn: Selbst- als auch Frauenhass bestimmen das komplette Dasein der Incels. Es gibt kaum etwas was der Incel mehr verabscheut als selbstbestimmte weibliche Sexualität.
Dieser permanente, und auch nur vermeintliche Kränkung ist untragbar, und so findet sie ihr Wiedergutmachung in misogyner Gewalt.
Doch Incels sind keine „schwarzen Schafe“, sondern ihre Ideologie ist in patriarchalen Verhältnissen verwurzelt: der Glaube auf das Recht auf den weiblichen Leib, als auch die Abwertung von Frauen und deren selbstbestimmter weiblicher Sexualität sind auch außerhalb von Incel-Foren hinaus weit verbreitet. Die Autorin Veronika Kracher wird in ihrem Vortrag das Verhältnis von Incel-Community und patriarchalen Verhältnissen genauer analysieren.
Veronika Kracher, 1990 in München geboren, studierte Soziologie und Literaturwissenschaften in Frankfurt am Main und Mainz. Sie ist seit 2015 als Journalistin für unterschiedliche Medien wie neues Deutschland, konkret, jungle world oder das Antifaschistische Infoblatt und seit 2017 als Speakerin zu den Themen Antifeminismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus tätig. 2020 erfolgte die Veröffentlichung des Buches „Incels – Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults“ im Ventil-Verlag. Seit 2021 ist Veronika Kracher im Recherche- und Monitoring-Projekt de:hate der Amadeu Antonio-Stiftung tätig und befasst sich in diesem Rahmen intensiv mit Online-Radikalisierung und Rechtextremismus online. Veronika Kracher lebt und arbeitet in Frankfurt und Berlin.
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